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Evangelische Kirchengemeinde  Dreihausen-Heskem

mit Mölln, Roßberg und Wermertshausen


Nachdem die evangelisch-lutherische Pfarrei Dreihausen im März/April 1858 gegründet worden war und eine neugebaute Mutterkirche auch vorhanden war, fehlte für Pfarrer Schedtler nur noch ein Pfarrhaus. Zunächst musste er noch zur Miete wohnen. Doch schon am 19. Mai 1858 protokolliert das Konsistorium in Marburg:

"Die Genehmigung zur Ausführung des gedachten Neubaues nach Masgabe des vom Landbaumeister aufgestellten Situations- und Bau-Risses wird erteilt, wonach Kurfürstliche Polizei-Direction das Erforderliche zu besorgen hat."

In Wetter stand ein repräsentatives Fachwerkhaus „auf Abbruch“ zum Verkauf. Es war dort von dem Rechtsanwalt Karl Kümmell (1796-1870) gebaut worden. Nun verkaufte es sein Bruder, der dortige Oberpfarrer Gottfried Kümmell (1801-1872) dem Kirchspiel Dreihausen. Neben dem Dreihäuser Pfarrer Schedtler und dem Frankenberger Pfarrer Dettmering (später Dreihausen) gehört auch Pfarrer Kümmell zu den späteren renitenten Pfarrern. Wie Dettmering ist Kümmell allerdings der Landeskirche treu geblieben.

Fachwerkhäuser galten als bewegliche Güter, die abgebaut und woanders wieder aufgebaut werden konnten. Aber nicht alles Baumaterial konnte weiter verwendet werden, dieses wurde verkauft, anderes musste zusätzlich erworben werden.

Des weiteren wurde ein Grundstück gebraucht: „dem Ludwig Walter“ wurde entsprechendes Land abgekauft. Das Pfarrhaus ist im nächsten Jahr dann vollendet worden.  Eine Abschlussrechnung über den Bau des Pfarrhauses und der Pfarrscheune aus dem Jahre 1861 liegt bei den Pfarrhausakten:

So wurden für das Land 100, für das Haus in Wetter 730 und für weitere Baumaterialien 413, für Handwerker 2041 Thlr. aufgewendet. Insgesamt kostete die Errichtung des Komplexes 4598 Thaler. Die Kirchengemeinde steuerte durch Collekte 84 Thaler bei (1,8 %).

1873 brach die Oberhessische Renitenz aus. Pfr. Schedtler gehörte zu den Anhängern, die nicht bei der Landeskirche blieben. Er mußte 1874 innerhalb von 3 Tagen das Pfarrhaus räumen. Der nächste Pfarrer Lippe versorgte Dreihausen von Rauisch-Holzhausen aus mit. Dann zog Pfr. Seibert ein – ohne Familie! Er wusste wohl warum! So wurde er auch nachts durch pochen an den Wänden gestört und verängstigt, die meisten Dreihäuser waren Anhänger der Renitenz und wollten ihn wieder loswerden. Die Folge war: Einige Zeit mussten jeweils zwei Dreihäuser nachts das Pfarrhaus bewachen.

Im Oktober 1874 wurde dann Pfr. Dettmering nach Dreihausen strafversetzt, da auch er sich ja in Frankenberg nicht obrigkeitsgetreu verhalten hatte. Nun wurde das Pfarrhaus wieder von einer Pfarrfamilie bewohnt. Ihm folgten im Haus die Pfarrfamilien Aßmann, Naumann, Ernst und Wittekindt. In der Nachkriegszeit kamen Einquartierungen hinzu. Dann die Familien Wendel, Schoenborn. Heinicke und seit 1995 Familie Kaese.

Im Laufe der Jahre mussten natürlich immer wieder Renovierungsarbeiten am Pfarrhaus ausgeführt werden. So schrieb z.B. Pfarrer Wittekindt im Jahre 1957:

"Im Sommer 1956 wurde nun mit den lange fälligen umfangreichen Arbeiten am Pfarrhaus begonnen. Die Reparaturen umfaßten Neuputz des ganzen Hauses, Kanalisierung, Reparatur des Daches, eine neue Treppe und Auslegung des oberen Flures, der Treppe und des Bades und Wohnzimmers mit Pegulan. Ebenso wurde der gesamte Flur neu hergerichtet. Der Vorgarten wurde durch ein Gitter (mit Betonuntermauerung) abgeschlossen. Die pol. Gemeinden gaben: Dreihausen und Heskem je 2500 DM, Roßberg 700 DM und übernahmen den Abtrag des Darlehn des LKA von 3000 DM. Den Rest zahlte die Kirchenkasse Dreihausen. Objekt über 10000 DM." (Wenn man nachrechnet bleiben 13 % für die Kirchenkasse).

Nach seiner Pensionierung wurde das Pfarrhaus, das bis dahin verputzt war, mit Platten verblendet. Optisch eine für die damalige Zeit ansprechende, typische Lösung.

Die Pfarrscheune wurde nicht mehr benötigt, sie wurde abgerissen. Ein großer Hof entstand nun.

Leider wurden vom Landeskirchenamt in Kassel seit der Vakanzrenovierung nach dem Weggang des nächsten Pfarrers Wendel trotz stetigen Anträgen aus Kostengründen keine grundlegenden Renovierungsmaßnahmen genehmigt, so regnete und insbesondere schneite es über 25 Jahren durch das Dach. Durch die äußere Isolierung und zusätzlich Verkleidung mit den Platten unterblieb die für Fachwerk lebenswichtige Belüftung. Auch der Holzwurm, Ameisen und Mäuse arbeiteten am Gebäude, so dass für das Haus eine sehr große Renovierung nötig geworden war.

2007 stand der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Dreihausen-Heskem vor der Entscheidung das Pfarrhaus zu verkaufen, da die Entscheidungsträger aus Kassel, alarmiert durch sehr lang- und aufwendige Restaurierungen von alten Fachwerkpfarrhäusern, kein weiteres Geld in das Gebäude investieren wollten.

Der Kirchenvorstand wurde aufgefordert das Haus zu verkaufen, damit ein neues Pfarrhaus gebaut werden kann. Trotz einiger Anfragen konnte der Verkauf nicht realisiert werden, wahrscheinlich auch weil es mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt wurde. Damit entfiel auch die zweite Option, das Pfarrhaus abzutragen und auf dessen Platz ein neues Pfarrhaus zu errichten.

Da das Pfarrhaus auch eine bewegte geschichtliche Vergangenheit, für beide evangelischen Gemeinden am Ort, hatte, erschien es dem Kirchenvorstand sinnvoll daran festzuhalten. Mit den Entscheidungsträgern aus Kassel fand dann 2010 eine Sitzung statt, die den Weg ebnete, das Pfarrhaus zu erhalten. Voraussetzung für die Zusage landeskirchlicher Gelder für die Finanzierung war, dass sich die Kirchengemeinde im Gegenzug vom Martin-Luther-Haus trennen musste. Da auch dieses Haus einen jährlichen hohen Kostenbedarf hatte, der nicht durch die Haushaltsmittel der Kirchengemeinde gedeckt werden konnte, und da obendrein die Nutzung seit einiger Zeit rückläufig war, sah sich die Landeskirche dazu gezwungen, keine weiteren Summen in dieses Haus zu investieren.

Ab 2011 konnte daher das Pfarrhaus saniert und so umgebaut werden, dass im unteren Bereich Gemeinderäume und Pfarramtuntergebracht wurden. Die Pfarrfamilie erhielt die oberen Räume zum Wohnen. Beide Bereiche sind nun getrennt. Die neuen Gemeinderäume wurden bisher sehr gut angenommen und haben auf der deutlich kleineren Fläche selbst für unsere großen Osterfrühstücke mit mehr als 100 Teilnehmern ausgereicht.                         


Von Dr. W. Garbade




Pfarrhaus um 1950


Pfarrhaus im Winter vor der Renovierung


Pfarrer Wittekindt mit Frau und Pfarrer Fye


Pfarrhaus während der Renovierung oben und unten


Einweihung des „neuen“ Pfarrhauses 2013




Das Pfarrhaus